Depressionen

Hallo, mein Name ist Andreas und ich habe Depressionen. Und da hilft auch keine frische Luft oder Bewegung oder nach vorne schauen, die Arschbacken zusammenkneifen und eine Faust in der Tasche machen, denn da vorne ist nichts.

Ich laufe jeden Tag 15.000 Schritte, das sind 12 Kilometer oder knapp 1.000 kcal an Bewegungsenergie bei mir. Das ganze dauert in etwa 2,5 Stunden. Davon habe ich heute eine Stunde lang nur geheult. Warum kann ich nicht einmal sagen. Ob es an der Musik lag oder der Tatsache, dass sich meine Gedanken immer wieder um die Trennung und meine Ex drehen oder an der Erkenntnis, dass meine Gedanken immer noch versuchen Dinge „für sie“ zu tun um Ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Das ist furchtbar frustrierend, denn ich kann nichts, aber auch gar nichts dagegen tun. Entweder tut es mir weh, wie die Trennung verlaufen ist oder es tut weh, dass ich herausfinden musste, dass das ganze von langer Hand geplant war oder es tut weh, dass ich vor 12 Jahren hätte gehen sollen, um nicht im Masking meine Persönlichkeit und meine seelische Gesundheit zu verlieren oder es tut weh, dass ich sie so falsch eingeschätzt habe. Meine Stimme sagt mir immer wieder, dass ich sie soooo sehr gemocht und geliebt habe und wie wichtig sie mir war. Und es zerfrisst mich vollkommen, mich so in ihr geirrt zu haben. Genauso wie es mich innerlich zerreißt, dass ein Mensch von dem ich dachte sie sei meine Seelenverwandte und der einzige Mensch, der mir etwas bedeutet und der mich versteht mir so wehtut und meine psychischen Störungen und Krankheiten heute dazu benutzt mich schlecht zu machen, mich abzustrafen, mich zu hintergehen und taktisch gegen mich zu verwenden.

Triggerwarnung: Suizidgedanken

Es ist wie es ist. Depressionen enden unbehandelt mit dem Tod. Wie viele Männer verlieren jedes Jahr den Kampf gegen die Depressionen und nehmen sich das Leben. Ich glaube immer noch, dass ich weit davon entfernt bin, aber ich frage mich jeden Tag, also meine innere Stimme, ob Suizid nicht doch eine Lösung wäre. Ich schreie mich dann innerlich zwar selbst an, dass ich Leben will, aber mir fehlt immer noch die Perspektive. Der Sinn im Leben und die Zukunftsvision. Untermauert wird das ganze von der Enttäuschung über sie und mein bisheriges Liebesleben. Ich habe jeden Menschen, den ich innig geliebt habe verloren. Das hat mich irgendwann schicksalsgläubig oder abergläubisch werden lassen und aus diesem Glauben entstand dann meine Angststörung (Verlustangst), die am Ende dafür gesorgt hat, dass ich alles verloren habe, obwohl ich mich relativ sicher gefühlt habe. Ich hatte ja immer meine Zweifel (Angststörung oder Vorahnung) aber trotzdem WOLLTE ich mich sicher fühlen und habe wieder verloren.

Mein größtes Problem

ist dieses Alien-Gefühl. Wie bereits im letzten Blogbeitrag beschrieben, habe ich das Gefühl alleine auf dieser Welt zu sein, in meiner eigenen Welt und Fantasie zu leben und von niemandem verstanden zu werden. Und auch bei dieser Trennung wurde dieses Gefühl wieder bestätigt. Wenn man so verraten und hintergangen wird, wie ich es jetzt erlebt habe, dann ist das für meine Selbstwertgefühl quasi der Todesstoß. Und das erste Mal in meinem Leben habe ich Angst, dass es mir nicht vergönnt ist gemocht oder geliebt zu werden.

Ich bin gerne allein

aber ich bin auch ein soziales Wesen, was die Gesellschaft von Menschen liebt und vor allem gerne jemanden um sich hat, der einen liebt und den man lieben darf. Alleine bin ich glaube ich auch nur deswegen gerne, weil ich so oft in meinem Leben erleben musste, dass ich falsch verstanden werde oder noch schlimmer für die falsche Annahme meiner Worte oder meines Handelns zur Verantwortung gezogen werde. Ich übernehme gerne die Verantwortung für mein Handeln, auch für meine Fehler. Aber nicht dafür, dass man mich falsch versteht, aufgrund der eigenen Welt, die mein Gegenüber hat. Und meine Worte werden oft fehlinterpretiert, weil das Gros der Menschen mit dieser Direktheit nicht umgehen können, weil diese Gesellschaft vor allem auf Lügen, Betrug und Ausbeutung aufgebaut ist und auf Misstrauen.

Ich habe schon vor der Schule gelernt, wie wichtig ist ehrlich zu sein und wie wichtig es ist zu seiner Meinung zu stehen. Insbesondere, wenn es um Ungerechtigkeit geht und gegen den Strom zu schwimmen. Ich muss da immer an das Bild des schwarzen Fisches denken, der in entgegengesetzter Richtung zum Schwarm schwimmt. Ich habe mich immer mit diesem schwarzen Fisch identifiziert und mich besonders gerne gegen Ungerechtigkeit stark gemacht. Natürlich habe ich auch Vourteile, die hat jeder Mensch, genauso wie Glaubenssätze, aber mein Lebensstreben besteht auch daraus, diese immer wieder zu hinterfragen, zu diskutieren, zu reflektieren und daran zu arbeiten. Und ich bin tatsächlich auch in der Lage meine Meinung zu ändern, wenn ich argumentativ überzeugt werde, und mein Gegenüber respektiere. Und ich respektiere die Meinung von Menschen, bei denen ich das Gefühl habe, dass sie ebenso reflektiert sind und in der Lage, Dinge auf abstrakter Ebene zu hinterfragen und Wissen, Eindrücke und Erfahrungen sammeln, anstatt sich auf Hörensagen zu verlassen. Dabei spielt das Alter keine Rolle, ein junger Mensch kann weiser sein, als manch alter verbitterter Mensch. Junge Menschen bringen oft frische Eindrücke mit, weil sie in einer anderen Realität aufwachsen, als alte, die eventuell mit der Entwicklung nicht Schritt halten konnten, während die jungen damit aufgewachsen sind. Deswegen liebe ich den Austausch mit jungen Menschen, besonders mit den progressiven. Denn auch bei jungen Menschen gibt es konservativ geprägte, die eine nach hinten blickende Wahrnehmung haben. Diese jungen Menschen sind dann alt in ihrem Kopf. Und solche Menschen respektiere ich nicht. Alter und Lebenserfahrung bedeutet nicht, dass man richtig liegt. Offenheit gegenüber neuen Erkenntnissen und Meinungen und lebenslanges Lernen dann schon eher.

Und obwohl ich so bin oder vielleicht weil ich so bin in Kombination mit meiner fehlenden Impulskontrolle und dass ich oftmals einfach sage, was mir gerade in den Sinn kommt, ohne vorher an die Konsequenzen gedacht zu haben, oder weil ich den Gedanken einfach witzig fand, weil er gerade in dem Moment so schön unangebracht ist und eine klasse Pointe sein könnte (ich liebe es Menschen zum Lachen zu bringen und mich selbst) ecke ich immer wieder an und verliere.

Muss ich mich ändern?

Aber muss ich mich ändern, nur weil die meisten Menschen damit nicht klar kommen? Muss ich mich selber quälen und verleugnen, um gemocht zu werden? Muss ich mein wahres ich maskieren um in die Gesellschaft zu passen und darüber krank werden? Ich sage nein. Wenn ich nicht in die Gesellschaft passe, wenn ich ich selbst bin, dann will ich nicht zu dieser Gesellschaft gehören. Und darum liebe ich es dann doch alleine zu sein. Und wenn alle Stricke reißen ziehe ich mich halt komplett in meine Traumwelt zurück. Man erschafft sich seine Realität sowieso selbst in seinem Kopf. Das merkt man ja schon daran, wie unterschiedlich Menschen Situationen wahrnehmen. Wer mal mit Zeugen im Rahmen eines Verkehrsunfalls zu tun hatte, kann sehen, wie die kleinsten Details unterschiedlich wahrgenommen werden, weil das menschliche Gehirn einfach eine Wertung reingelegt hat oder einfach etwas anders verstanden hat. Warum soll ich mich also einer Welt anpassen, die mich nicht mag, wenn ich deswegen unglücklich werde und psychisch krank? Ich glaube den Fehler habe ich lange genug gemacht mit fast 53. Ich bin schon länger „auf dem Trip“ mein ich zu akzeptieren und mich selbst zu lieben. Auch vor der Trennung schon, mir war nur nicht bewusst, dass das der erste Schritt zur Selbstakzeptanz und Selbstliebe war.

Ich mag mich so wie ich bin.

Ich mag meine Spinnereien, meine andere Sichtweise auf Dinge. Ich mag meinen Humor und meine Problemlösungskompetenz. Ich mag es Dinge, die andere für furchtbar wichtig halten, für mich unwichtig sein zu lassen und Dinge, die für mich wichtig sind ernst zu nehmen. Ich mag es aber auch ebendiese Dinge auch mal zu hinterfragen, ob die wirklich wichtig für mich sind und mit meinen Werten abzugleichen und diese Dinge dann eben auch mal wieder nicht mehr ernst zu nehmen, weil es bei genauerem Hinsehen doch Quatsch ist. Ich mag es auch, dass ich so viel über solche Sachen nachdenke. Wie die Welt und die Gesellschaft funktioniert oder eben nicht. Und ob ich Teil von dem ganzen Scheiß sein will. Einfache Antwort: Ich will es nicht.

Ich bin ein Spinner.

Und ich stehe dazu. Die Welt in meinem Kopf ist viel friedlicher (trotz Gewaltphantasien) und schöner, als die Realität. Vielleicht rede ich deswegen im echten Leben (RL im Social Media genannt) lieber mit Hunden, Enten, Gänsen, Raben/Krähen und Möwen, als mit Menschen. Bei Hunden habe ich tatsächlich das Gefühl die verstehen mich und ich verstehe sie. Gänse laufen vor mir weg, Möwen fliegen weg und Enten glotzen mich an. Einfach so. Und wenn Hunde dürfen, werde ich grundsätzlich erstmal ausgiebig beschnuppert. Gestern und heute passiert. Einer hat geniest. Ich habe Gesundheit gesagt. Ihren Frauchen und Herrchen nicke ich zu oder wünsche einen guten Tag, ich bekomme die Antwort eh nicht mit, weil ich immer Kopfhörer aufhabe. Wie schon im Teenageralter, Musik auf volle Lautstärke. Scheiss auf die Menschen.

Und trotzdem liebe ich Menschen, aber ich suche mir inzwischen aus, mit wem ich Kontakt haben will oder ein Gespräch. Wehe mich lächelt jemand an. Entweder wir zurück gelächelt oder gequatscht. Ich liebe das. Spontane Gespräche am Rhein. Spontane Gespräche im Einkaufsladen. Spontane Gespräche in den absolut most random Situationen. Ohne sich kennenzulernen, ohne Nummern auszutauschen und ohne sich eventuell jemals wiederzusehen. Find ich klasse, verschönert mein Leben und bislang habe ich keine einzige schlechte Erfahrung gemacht, bin mit niemandem aneinandergeraten, alles positiv.

Obwohl.

Einmal habe ich etwas unvorsichtig ausgeparkt und ein Mercedesfahrer hat sich lautstark echauffiert. Also habe ich ihm meinen Mittelfinger gezeigt, woraufhin er 100m weiter ausstieg und auf mich zuging. Also bin ich auch ausgestiegen, komplett in schwarz. In voller Motorradmontour. Also Protektorenjacke und mit meinem Lenkradschloß in der Hand (ich wollte das Auto umparken, um das Motorrad einzuparken). Ich werde ausgesehen haben wie so ein Türsteher oder Rocker mit nem Gewehr in der Hand ^^ , ne dicke Kante. Auf jeden Fall rief ich ihm zu „überleg Dir das genau“ und er stieg ins Auto und fuhr weg. So löse ich Konflikte am liebsten. Ohne Konflikt, nur durch mein Aussehen. Fett zu sein hat manchmal einfach Vorteile. Dabei will ich ja keinem etwas, ich will Frieden. Aber ich verteidige mich halt auch, wenn es notwendig ist. Und ich kann das. Und ich bilde mich da auch stetig weiter. Das weiß nur keiner. Es liest ja auch niemand diesen Blog. HARRHARR. Aber ich kann auch Konflikte tatsächlich friedlich lösen, so „von Mann zu Mann“ indem ich zurückstecke und deeskaliere. Mache ich auch.

Naja, Depressionen. Depressionen sind der tägliche Kampf am Leben zu bleiben, obwohl man das Leben nicht mag, weil das Leben scheiße ist, weil man nicht so leben kann, wie man gerne möchte. In meinem Falle, ich selbst sein. Mich zu verstellen macht mich kaputt. Nicht geliebt oder gemocht zu werden, wenn ich so bin, wie ich bin fügt mir unfassbare Schmerzen zu, denn ich bin ein guter Mensch, ein lieber Mensch, ein liebenswerter Mensch, aber den will halt keiner haben. Außer mir selbst. Und das ist der Knackpunkt. Ich nehme mir mein Leben deswegen nicht, weil ich mich mag. Und weil ich meine Vorstellung, wie ich mein Leben führen will wirklich gern habe. Und ganz tief in mir drin ist diese Hoffnung, dass es unter den 7 Milliarden Menschen auf dieser Welt doch noch den ein oder anderen geben muss, der mich versteht und mich genau so mag, wie ich bin. Ungefiltert, laut, albern, unangepasst und unangebracht. Ich halt.

Hoffnung

Meine Hoffnung hat mich die letzten Wochen und Jahre fast komplett zerstört. So sehr, dass ich aufhören wollte zu hoffen, weil ich dachte das sei das gleiche wie Erwartungshaltung. Und Erwartungen funktionieren einfach nicht. Hoffnung aber schon, denn Hoffnung hilft Dir weiterzumachen, wenn alles in Dir dafür spricht es nicht zu tun. Ich glaube, wenn ich aufhören sollte Hoffnung zu haben, dann bin ich suizidgefährdet. Und heute morgen war ich ziemlich in meinem Selbstmitleid gefangen. Und das zurecht. Es ist eine Unverschämtheit, dass Selbstmitleid in unserer Gesellschaft so einen schlechten Ruf hat. Ich werde ja wohl traurig und verzweifelt sein dürfen, weil alle meine Bemühungen in diesem Leben meinen Weg zu gehen schiefgegangen sind und ich mit fast 53 Jahren schon wieder vor dem Nichts stehe und schon wieder von null anfangen muss.

Der Kampf

Immerhin kämpfe ich den Rest der Zeit wie ein Löwe. Gegen meine Gedanken, ich könne (Lungen-)Krebs haben und „wäre ja auch nicht so schlecht, dann ist es auch vorbei und das ist gut so“, gegen die ewigen Gedanken was sie alles getan hat mir weh zu tun und wie werde ich diese Gedanken an sie endlich los. Gegen meinen unbedingten Willen für sie eine Rolle zu spielen, obwohl sie kaum noch eine Chance hat es mitzubekommen, weil sie überall blockiert ist. Gegen meinen Wunsch mit ihr nochmal über alles zu reden. Gegen meinen Wunsch ihr zu schreiben, dass ich sie doch manchmal vermisse, obwohl ich mich dafür selber hasse, weil sie mir so weh getan hat. Gegen den Wunsch mir Bilder von ihr anzuschauen oder ihre Profile zu entsperren und sie zu stalken. Gegen meine Blasen an den Füßen und meinen Muskelkater, weil ich die Schnauze voll davon habe Fett zu sein und chronisch krank. Gegen meine Depressionen, die manchmal lieber den ganzen Tag nur im Bett liegen wollen. Gegen meine negativen Gefühle. Gegen den Wunsch zu ihr zu fahren. Gegen die negativen Gedanken alle die mir weh getan haben und mich hintergangen haben zu bestrafen und mich zu rächen. Gegen meine Prokrastination, gegen meine Angst vor dem Telefonieren, gegen meine Faulheit mir die Zähne zu putzen (ich habs hinbekommen, jeden Tag 2 Mal mit Zahnseide, endlich). Gegen meine Zukunftsangst, gegen meine Angst vor dem finanziellen Ruin. Und diesen Kampf führe ich jeden Tag und das ist anstrengend und mir fehlt manchmal auch einfach die Kraft mich dagegen zu wehren und dann weine ich und weine und weine. Und auch das geht vorbei und dann ist meistens alles wieder gut.

Heute hatte ich meinen Termin beim Psychiater, ich darf jetzt meine Dosis an Antidepressiva erhöhen und falls es nach 3 Wochen nicht besser ist nochmal. Immerhin. Was ich übrigens nicht habe sind „Winterdepressionen“ ich bin auch nicht traurig, Weihnachten und Silvester/Neujahr und meinen Geburtstag alleine zu verbringen. Zudem ich Weihnachten zur Familie „muss“ und am 2. Weihnachtstag mit meinem Sohn verabredet bin, worauf ich mich freue. Ich kann sogar inzwischen wieder mit meiner Mutter telefonieren. Das ist ein riesen Fortschritt. Es tut sich also eine Menge bei mir und ich bin stolz die Kämpfe immer wieder zu gewinnen.

Ich heiße Andreas, bin 52 Jahre alt und ich habe meine Depressionen im Griff. Aber es ist anstrengend.

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